Marco und die Gang Teil 1

3.481 Wörter, 18 Minuten Lesezeit.
Die Geschichte war / ist bereits an anderen Stellen veröffentlich worden unter einem anderen Pseudonym. Der Umstand ist bekannt, jedoch handelt es sich um den gleichen Autor!
Diese Story ist lediglich ein Gedankenspiel des Autors und verherrlicht keine Gewalt
- Der erste Überfall
Marco konnte nicht glauben, was er da gerade tat. Er hatte sich während des Sportunterrichts in der Turnhalle kurzfristig bei seinem Sportlehrer abgemeldet, vorgeblich um die Toilette aufsuchen zu dürfen. Der wahre Grund war jedoch ein anderer, und wenn der Sportlehrer diesen gewusst hätte, hätte Marco sich bestimmt nicht vorübergehend vom Unterricht entfernen dürften.
Er wollte in der Umkleide an die Sachen eines Mitschülers, um diesen zu bestehlen.
Wie hatte es dazu kommen können? Marco war grundehrlich und hielt sich an alle Vorschriften – er legte noch nicht einmal in der Straßenbahn seine Füße auf den gegenüberliegenden Sitz. Dennoch würde er jetzt zum Dieb werden.
Es hatte alles vor rund drei Monaten begonnen. Marco erinnerte sich gut an den Tag
– es war sein sechszehnter Geburtstag gewesen und er hatte gleich eines seiner Geburtstagsgeschenke, ein Paar weiß-schwarze Nike Air Max TN 3 Sneakers in die Schule ausgeführt. Dort wurden die Schuhe von seinen Mitschülern gebührend bewundert und Marco konnte sich über viele anerkennende Bemerkungen freuen. Die Hater, die meinten, die Teile seien zu prollig, ignorierte er einfach.
Sogar Deniz zeigte Interesse. Deniz war ein Mitschüler, der stets teuer angezogen war und immer neue, krasse Sneakers trug. Er gab damit auch immer kräftig an und zeigte auch jedem, wie viel Geld er in der Tasche hatte. Und eben dieser Deniz ging nun auf Marco zu und meinte, dass die Nikes ja total geil seien und er solche auch unbedingt schon mal haben wollte. Marco freute sich über diese Aufmerksamkeit und willigte sogar ein, die Nikes auszuziehen, damit Deniz sie mal anprobieren konnte. „Hey – die passen mir ja perfekt“, freute Deniz sich. „Die kann ich ja gleich anbehalten.“ Sprachs und stand auf und ging weg. Marco protestierte natürlich, woraufhin Deniz fies grinsend zurückkam und ihm, während er die Nikes wieder auszog und Marco zurückgab, sagte: „War nur Spaß. Aber pass besser auf, dass dir deine schönen neuen Air Max nicht doch noch abgezogen werden. So ein Schulweg kann ganz schön gefährlich sein.“
Womit Deniz grundsätzlich Recht hatte. In der Vergangenheit war es immer wieder dazu gekommen, dass Schüler auf dem Schulweg geschlagen, ausgeraubt und erpresst, kurzum abgezogen wurden. Die Täter hatten es meistens auf Bargeld abgesehen, aber auch Jacken, Smartphones und eben teure Sneakers wechselten den Besitzer. Allerdings hatte es bislang noch keinen Schüler des Gymnasiums, das Marco besuchte, getroffen, sodass er sich eigentlich recht sicher fühlte. Die von Deniz ausgesprochene Warnung hinterließ dennoch ein ungutes Gefühl, vor allem, da sie sich weniger wie eine Warnung und mehr wie eine Drohung angehört hatte.
Auf dem Heimweg nach der Schule schrieb es Marco der durch Deniz´ Warnung hervorgerufenen Paranoia zu, dass er wiederholt meinte, dass andere Jungs ihn und seine Nikes mit böser Absicht anschauten oder ihn verfolgten. Besonders eine Gruppe von drei Jungs fiel ihm bereits beim Verlassen des Schulgeländes auf, die er dann auch an der Haltestelle sah. Waren sie ihm vielleicht doch gefolgt? Nein – das konnte nicht sein. Aber dennoch – schaute der Kleinste aus der Gruppe nicht mehrfach verstohlen zu ihm rüber? Und der ziemlich große und stämmige Typ aus der Gruppe, bekleidet mit Bomberjacke, Cargo-Pants und Nike Shox, sah schon sehr brutal aus. Marco bedauerte, dass seine Schulfreunde allesamt einen anderen Heimweg hatten und er so allein unterwegs war.
Marco stieg in seine Straßenbahn und ließ sich allein auf einem freien Vierer nieder. Er überlegte kurz, ob er nicht doch ausnahmsweise mal seine Füße auf den Sitz hochlegen sollte. Bei diesen Schuhen wäre das doch nur gerechtfertigt, oder? Da aber in der Straßenbahn noch einige andere Leute saßen und er nicht deren Missfallen auf sich ziehen wollte, legte er nur einen Fuß auf sein Knie.
„Hier ist noch frei, oder?“, hörte Marco dann jemanden fragen. Ohne dass er Zeit gehabt hätte zu antworten, ließen sich gerade die drei verdächtigen Typen auf den noch freien Sitzen neben und gegenüber von Marco nieder.
Der Kleine setzte sich Marco direkt gegenüber. Total hässlich, der Typ. Akne im Gesicht, fettige Haare, dazu ein schmuddeliger und ausgebeulter Trainingsanzug. Die Hosen in die weißen Socken gestopft. Das Beste an ihm waren noch seine Sneakers – schöne, sichtlich noch recht neue Nike Air Max 90 in strahlendem Weiß.
Direkt neben Marco nahm der vierschrötige Typ in seinen Nike Shox Platz. Zuletzt setzte sich der einigermaßen gutaussehende, sehr schlanke Junge auf den Platz neben den Kleinen.
Marco merkte, dass er es so langsam mit der Angst zu tun bekam, beruhigte sich aber. Schließlich waren noch andere Leute in der Bahn und an den Decken waren überall Kameras angebracht.
Der Kleine sprach ihn dann an. „Geile Treter! Sind die neu?“ „Danke“ antwortete Marco. „Ja, die sind neu. Deine 90s sind aber auch sehr geil.“ Der Kleine lachte. „Ja, da hatte ich echt Glück. Weißt Du noch, Emre?“, richtete er sich an den Vierschrötigen. Emre lachte auch. „Klar doch, Ali. Vor zwei Wochen. Der Typ hat ein iPhone 13, fünfzig Tacken und dir die neuen Schuhe in deiner Größe gebracht. Hey, Mehmet, zeig dem Opfer hier mal das Video, das du gemacht hast.“
Der Typ neben Marco, Mehmet, zückte sein Smartphone und scrollte länger durch seine Galerie, bis er ein Video öffnete, das er Marco zeigte. Auf dem Video sah Marco dann einen jungen Mann, dem die Arme von hinten von Emre festgehalten wurden, während Ali ihm ins Gesicht schlug und ihn dann erst filzte und iPhone und Geldbeutel an sich nahm. Und als wäre das nicht schon genug, schlug ihm Ali danach mit der Faust in den Magen und versetzte ihm mehrere Ohrfeigen. Dann wurde das Opfer von Emre noch vorne weggestoßen und ging sofort zu Boden, wo alle auf ihn eintraten. Hier verwackelte das Bild, da auch der die Kamera führende Mehmet mit seinen Air Forces einige Tritte landete. Dann sah man Ali, wie er dem Opfer die weißen Air Max 90s von seinen Füßen zog.
„War seine eigene Schuld, dass er so fertig gemacht wurde“, meinte Mehmet dann, während er sein Smartphone wieder einsteckte. „Wir haben ihm gesagt, er soll seine Taschen leeren und seine Nikes ausziehen, und dann sagt der doch glatt, wir sollten uns selbst ficken. Tja, da hat er sich die Prügel selbst zuzuschreiben. Siehst du doch auch so, oder?“ Marco wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Stattdessen erwiderte er: „Okay. War nett euch kennenzulernen. Aber ich muss hier jetzt raus. Die nächste ist meine Haltestelle.“ Die Antwort darauf gefiel Marco überhaupt nicht: „Nein, wir unterhalten uns doch gerade so nett. Jetzt sei brav und mach keinen
Ärger.“ Und als Marco versuchte aufzustehen, hielt ihn Mehmet fest. Marco kriegte nun doch Angst. Ali grinste ihn fies an und sagte: „Dir gefallen meine doch meine Air Max?“. Dann hob er sein Bein angewinkelt an, um sodann sein Bein vorschnellen zu lassen und dabei Marco zwischen die Beine zu treten. Marco stöhnt vor Schmerzen auf. Ali ließ seinen Fuß zwischen den Beinen und erhöhte den Druck, was die Schmerzen verschlimmerte.
Erst drei Haltestellen später stiegen die vier Jungs gemeinsam aus, wobei Emre und Mehmet Marco in ihre Mitte nahmen und seine Arme fest umfassten. „Mach kein Theater, sonst schlagen wir dich so zusammen, dass dich deine Mutter nicht mehr erkennt.“ Marco, der noch immer die Bilder von dem Video im Kopf hatte, gehorchte. Er hatte viel zu viel Angst, um nach Hilfe zu rufen. Und vielleicht machten die Jungs ja einfach nur Spaß. So ließ er sich von den drei Jungs in eine Seitenstraße führen, wo sie ihn in einen Hinterhof drängten.
„Taschen leeren und Schuhe ausziehen!“, forderte ihn dann Mehmet auf. Marco öffnete seine Umhängetasche und holte sein uraltes Smartphone und seinen Geldbeutel raus. Das wertlose Smartphone bekam er zurück, der bescheidene Inhalt seines Geldbeutels von fünf Euro wurde eingesackt. „Und jetzt die Air Max!“, insistierte Emre. „Bitte nicht!“, flehte Marco. „Nicht meine Nikes. Die habe ich doch erst seit heute.“
„Umso besser, dann stinken sie nicht so. Und jetzt mach schon!“ Zur Bekräftigung seiner Forderung schlug Emre Marco mit der flachen Hand ins Gesicht. Als Marc seine Snekaer noch immer nicht auszog, packte ihn Mehmet von hinten und Emre rammte ihm die Faust in den Magen. Ali griff sich Marcos Füße und zog ihm seine Nikes aus. Ali schaute sich die Schuhe von allen Seiten an. „Sehen echt noch wie neu aus. Nur die Sohlen sind nicht mehr ganz clean. Was können wir denn da machen?“, fragte er fies grinsend und strecke die Zunge raus. Dann hielt er Marco die Sohlen vor das Gesicht. „Na los. Leck die Sohlen ordentlich sauber!“ Marco schüttelte den Kopf. „Nein. Das nicht auch noch.“ Von hinten schlug ihm Mehmet in die Nieren, sodass Marco vor Schmerzen auf die Knie ging.
„Leck die Sohlen, oder wir treten dich ins Krankenhaus!“ Also blieb Marco nichts anderes übrig, als die Sohlen der Sneaker, die er noch heute Morgen mit Freude angezogen hatte, gründlich sauber zu lecken, während er barfuß auf dem Boden
kniete. Während Marco dabei war, mit der Zungenspitze in jede Profilrille zu gehen, kriegte Ali eine Nachricht auf sein Smartphone. Er tippte was ein, und bekam hierauf wieder eine Antwort. Grinsend steckte er sein Smartphone wieder ein.
„Du hast ja gar nicht gesagt, dass du heute Geburtstag hast?“ Und an die anderen gerichtet: „Er ist heute sechszehn geworden.“ Emre und Mehmet waren begeistert. „Na dann kriegt er doch unser Geburtstagsgeschenk. Für jedes Jahr einen Schlag – und das von jedem von uns.“ Bevor Marco überhaupt begriffen hatte, was los war, packte ihn Emre und Ali begann damit, ihm Schläge zu versetzen. Vornehmlich in den Bauch, aber auch in die Weichteile, während Mehmet und Emre bis sechszehn mitzählten. Und dann war Mehmet dran. Zum Schluss wurde Marco von Ali und Mehmet festgehalten, während Emre ihm sechszehn harte Schläge verpasste.
Als sie fertig waren, lag Marco vor Schmerzen wimmernd auf dem Boden. Ali nahm sich Marcos Nikes, während sich Mehmet nochmal an ihn wandte. „Du sagst niemanden hiervon was, verstanden? Wenn du was sagst, war das nur ein kleines Streicheln. Wir wissen, wo du zur Schule gehst und wo du wohnst. Und nächste Woche bringst du uns fünfzig Euro und nicht nur läppische fünf. Verstanden?“ Und als Marco nicht antwortete, presste Emre ihm seine Sneakers ins Gesicht. „Verstanden?!“. Marco nickte – „Ja. Ich halte die Klappe. Und ihr kriegt 50,- €.“
- Die Versklavung von Marco
Und so nahm alles seinen Anfang. In der darauffolgenden Woche erhielt Marco bereits einen Tag davor eine Nachricht auf sein Handy „Morgen. Fünfzig Euro“. Dazu ein Bild von sich, wie er vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden liegt. Also ging Marco wie befohlen wieder in den Hinterhof. Er musste eine halbe Stunde warten, dann erschien die Gang, wobei keiner die Air Max trug, die sie ihm abgenommen hatten. „Hatten sie sie vielleicht verkauft?“, fragte sich Marco. Marco übergab die fünfzig Euro. „Braver Hund.“ Und dann die Aufforderung mit einem Blick auf Marcos schon recht abgetragene weiße Nike Air Force One low: „Zieh einen deiner Sneakers aus.“ Marco, der noch immer Schmerzen von der letzten Prügel hatte, zog sich sofort einen Schuh aus und überreichte ihn Mehmet. „Igitt. Der stinkt aber. Los – über Nase und Mund damit.“ Marco hätte alles getan, nur um nicht wieder geschlagen zu werden, also vertiefte er seine Nase in die Öffnung des Schuhs. Natürlich machten
die Jungs davon wieder Bilder. „So. Und jetzt leckst du erst die Sohle von deinem Sneaker, dann gehst du auf die Knie und leckst die Sohlen von unseren Sneakern sauber.“ Marco konnte es nicht glauben. Wenn man ihn noch vor einer Woche gefragt hätte, ob er mit seiner Zunge an die dreckigen Sohlen von Sneakern gehen würde, hätte er es für undenkbar gehalten. Aber jetzt leckte er – so groß war seine Angst vor dem, was man ihm sonst antun würde. Erst seinen Sneaker, dann die Nikes von den Jungs. Der Geschmack war eklig und er durfte nicht ausspucken und musste alles schlucken. Der feine Dreck knirschte zwischen seinen Zähnen. Zudem wurde er beim Lecken gefilmt, was besonders demütigend war. Als er dann endlich fertig war, durfte er sich seinen Sneaker wieder anziehen. „Geht doch“, warf ihm Mehmet zum Schluss zu. „Nächste Woche sehen wir uns wieder. Und vergiss die fünfzig Euro nicht.“
Und so musste Marco sich die letzten drei Monate regelmäßig mit der Gang treffen und ihr sein Geld abdrücken.
In der Schule machte sich währenddessen Deniz über seine alten Nikes lustig. Deniz hatte sich unmittelbar nachdem Marco zum ersten Mal die Bekanntschaft mit der Gang gemacht hatte, genau die Air Max TN 3 zugelegt, die man Marco abgezogen hatte, und fragte ihn immer, warum er denn seine TN 3 nicht mehr tragen würde. So wurde Marco stets an den unheilvollen Tag erinnert, an dem man ihn zusammengeschlagen und ihm die Sneaker abgenommen hatte.
Eines Tages nach dem Sportunterricht in der Umkleide verzog Deniz das Gesicht und meinte, dass die alten Sneakers von Marco schrecklich stinken würden. Und dass er den Mief bis hier riechen könne. „Was meint ihr?“, stachelte er die anderen Jungs in der Umkleide an. „Wollen wir ihn das mal richtig riechen lassen?“ Die anderen Mitschüler waren sofort Feuer und Flamme – sie hielten Marco fest und Deniz drückte ihm die Öffnung seiner stinkigen Air Forces auf Mund und Nase und ließ sie dort eine ganze Weile.
Während einer Freistunde kam Deniz auf die Idee, dass man die Nikes von Marco vielleicht mal durchspülen muss, damit sie nicht so stinken. Also hielten ihn wieder zwei seiner Mitschüler fest, während ihm Deniz die Sneakers auszog, um sie dann
unter dem Wasserhahn in dem Waschbecken, das mal für die Reinigung des Tafelschwamms gedacht gewesen war, volllaufen zu lassen. Den Rest des Tages musste Marco in nassen Schuhen rumlaufen.
Die kleinen Quälereien in der Schule waren allerdings Marcos geringste Sorge. Er hatte viel mehr Angst davor, was die Gang wieder mit ihm machen würde, wenn er nicht zahlen konnte.
Glücklicherweise war Marco ein Scheidungskind, was die erfreuliche Konsequenz zweier Taschengeldquellen nach sich zog. Sowohl seine Mum als auch sein Dad gaben ihm wöchentlich Taschengeld – und einmal im Monat bekam er auch was von seiner Oma. So hatte Marco genug Kohle, um die Gang zu bezahlen.
Bis zu der Woche, in der seine Oma überraschend ins Krankenhaus musste. Nicht nur, dass die Oma ihm im Krankenhaus kein Geld geben konnte. Nein – auch seine Mutter vergaß über der Aufregung wegen des Krankenhausaufenthalts ihrer Mutter, das Geld für Marcos Taschengeld am Automaten zu ziehen. „Du kriegst es dann in ein paar Tagen, versprochen.“ Und als sie Marcos verzweifeltes Gesicht sah: „So schlimm ist das nun auch nicht. Du kriegst doch auch Geld von deinem Vater. Und überhaupt, wozu brauchst du jetzt schon unbedingt Geld? Miete musst du keine bezahlen.“
Nein – keine Miete. Dafür Schutzgeld – und das konnte er nun eben nicht bezahlen. Und welcher Gedanke lag nun näher, das Geld zu besorgen, indem er den reichen Deniz bestahl. Den Deniz, der unbeschwert mit teuren Klamotten und Sneakern angab. Den Deniz, der ihn drangsalierte. Und trotzdem würde Marco das Geld in der folgenden Woche wieder zurückgeben, es ihm genauso heimlich wieder in die Tasche stecken. Also war es eigentlich kein Diebstahl. Nur ein kurzfristiges Darlehen.
Marco ging also in der Umkleidekabine zu dem Platz, an dem Deniz Sachen lagen. Er warf einen wehmütigen Blick auf Deniz´ Air Max und nahm einen in die Hand. Dann stecke er seine Nase rein und kam zu der Erkenntnis, dass sie auch nicht gerade nach Veilchen rochen. Er stellte den Schuh wieder zurück und wandte sich der Umhängetasche zu. Er hatte gerade den Reißverschluss geöffnet und sich den
Geldbeutel gegriffen, als ihm das Blut in den Adern gefror. „Alter, was machst du an meinen Sachen?“, hörte er Deniz´ Stimme hinter sich. „Willst du kleiner Wichser mich etwa beklauen?“
Marco steckte den Geldbeutel panisch wieder in die Tasche zurück, aber es war natürlich zu spät. Deniz hatte ihn in flagranti erwischt. Marco versuchte es dennoch. „Nein. Der Reißverschluss deiner Tasche war offen. Und das habe ich gesehen, weshalb ich ihn wieder schließen wollte.“
Deniz hatte dafür nur einen höhnischen Lacher übrig. „Bullshit! Du bist ein mieser Dieb. Und wenn ich das den anderen Jungs erzähle, bist du in der Klasse, ach was – in der ganzen Schule sowas von unten durch.“
Vor Marco tat sich ein Abgrund auf und seine Verzweiflung wuchs ins Unendliche. Er wusste, dass Deniz Recht hatte. Wenn er als Dieb gebrandmarkt wäre, wäre er auf der Schule ein Paria und Freiwild. Sobald irgendwas verschwinden würde, verdächtigte man ihn. Niemand würde mehr etwas mit ihm zu tun haben wollen. Seine Mitschüler würden sich höchstens noch mit ihm befassen, um ihn anzuspucken, zu schlagen oder zu treten. Flehentlich wandte er sich an Deniz: „Bitte, bitte – sag es keinem. Ich wollte dir das Geld später wiedergeben, und ich brauche es echt dringend. Ich mache alles, was du willst, nur bitte, erzähl es keinem.“
„Oh ja, Du wirst alles machen, was ich will“, erwiderte Deniz. „Ab sofort bist Du mein Sklave. Verstanden?“ Marco nickte betreten.
Und so ging es bereits nach dem Sportunterricht mit dem Dasein als Sklave los. Marco hatte sich gerade umgezogen, da kam Deniz schon auf ihn zu. „Hier. Du trägst ab sofort meinen Rucksack und meine Sporttasche.“ Marco nickte ergeben. „Und ab sofort nennst Du mich Master D. Verstanden?“
Marco nickte erneut, woraufhin ihm Deniz eine Ohrfeige verpasste und ihn fragte:
„Wie heißt das, Bitch?“
„Jawohl, Master D.“.
„Brav, geht doch.“
Also schleppte Marco neben seinem eigenen Rucksack und seiner eigenen Sporttasche auch noch die von Master D. in das dritte Stockwerk hoch, auf dem sich der Klassenraum befand. Während der kleinen Pause setzte Marco dann die nun
doch unvermeidliche WhatsApp-Nachricht an Ali ab, die er so gerne vermieden hätte. „Sorry! Ich habe heute euer Geld nicht. Kriege es aber spätestens in drei Tagen. Es tut mir echt leid.“ Während er mit einem flauen Gefühl im Magen dabei zusah, wie sich die beiden grauen Häkchen blau verfärbten, traf ihn ein Schlag mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Master D. war also auch vom Rauchen zurück.
Master D. setze sich in der nächsten kleinen Pause auf den Stuhl vor Marcos Pult und legte seine Füße darauf. „Hey Sklave! Küss die Sohlen von meinen Air Max!“, forderte er Marco auf. Marco presste daraufhin widerwillig seine Lippen auf die Sohlen der Nikes. Natürlich kriegten das auch die Mitschüler*innen mit, die das Ganze nicht etwa missbilligten, sondern das voll lustig fanden. „Hey! Das war ja gar kein Zungenkuss“, merkte ein Mitschüler, Erik, an. „Du hast ihn gehört! Küss die Sohlen mit der Zunge!“, befahl Deniz daraufhin seinem Sklaven. Marco hatte noch nie jemanden mit der Zunge geküsst, aber er gab sich redlich Mühe. Er setzte die Lippen sanft auf die Sohlen der Air Max und strich mit der Zunge über die Profilrillen. Die zuschauenden Mitschüler*innen johlten und waren begeistert. Ein echtes Highlight im tristen Schulalltag.
„Kann er mir auch mal die Sneaker sauber lecken?“, fragte Erik.
Der Master lachte und antwortete: „Okay! Weil du die Idee mit dem Zungenkuss hattest. Aber da die Bitch mein Sklave ist, muss zukünftig jeder, der sich von ihm bedienen lassen will, an mich abdrücken, ist das klar?“
Glücklicherweise war die Pause dann auch vorbei und die Lehrerin betrat den Klassenraum. Das „Saved by the bell“ gewährte Marco aber nur einen Aufschub. In der folgenden großen Pause musste Marco vor Erik, der währenddessen gemütlich auf einer Bank auf dem Pausenhof saß und verbotenerweise eine Zigarette rauchte, auf die Knie gehen und ihm die Sneakers sauberlecken. Zugegebenermaßen trug Erik sehr schöne Nikes – weiße Air Force One Shadow – die auch gar nicht so schmutzig waren. Das Ablecken des Oberleders war daher nicht so schlimm. Viel schwerer wog die Demütigung. Ekelig wurde es dann aber, als Marco die Sohlen der Nikes und dabei jede Profilrille ablecken musste. Das Problem bei den Shadows von Erik war es nämlich, dass die Profilrillen tiefer waren als die von gewöhnlichen Air Forces, was es wiederum schwieriger machte, mit der Zungenspitze
hineinzugelangen. Eilig hatte es Marco mit dem Ablecken von Eriks Schuhen aber nicht, da sich bereits zwei weitere Mitschüler in der Warteschlange befanden, die bereit waren, für einen Sneakerlick zwei Euro pro Schuh an Deniz zu bezahlen. Und deren Sneaker sahen deutlich dreckiger aus, als die eigentlich ganz appetitlichen Air Forces von Erik.
Nach der Schule musste Marco seinen Master begleiten, bzw. ihm im Abstand von rund einem Meter nachlaufen, und dabei weiterhin seinen Rucksack und seine Schultasche tragen. Marco schaute sich dabei ängstlich um, ob er irgendwo Ali und die anderen Jungs von der Gang entdeckte. Aber sie gelangten wohlbehalten zu einem Mehrfamilienbunker, wo ihn Deniz dann endlich entließ. „Wenn ich noch was von dir will, schick in dir ´ne WhatsApp, verstanden?“. „Ja, Master!“.
Und so kam es dann auch. Marco war gerade damit beschäftigt, seine Hausaufgaben und die von Deniz zu machen, als sein Smartphone brummte und eine Nachricht aufpoppte: „Komm sofort zur Schule.“ Marco schickte eine kurze Bestätigungsnachricht „Sehr wohl, Master“, schlüpfte in seine weißen Air Force Ones und machte sich sofort auf den Weg.
Fortsetzung folgt
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Autor: Sebastian
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